Gedichte 18


Was macht
dass ich so fröhlich bin


zu Psalm 126


Ich bin vergnügt
erlöst
befreit
Gott nahm in seine Hände
meine Zeit
mein Fühlen Denken
Hören Sagen
mein Triumphieren
und Verzagen
das Elend
und die Zärtlichkeit

Was macht dass ich so fröhlich bin
in meinem kleinen Reich
ich sing und tanze her und hin
vom Kindbett bis zur Leich

Was macht dass ich so furchtlos bin
an vielen dunklen Tagen
es kommt ein Geist in meinen Sinn
will mich durchs Leben tragen

Was macht dass ich so unbeschwert
und mich kein Trübsinn hält
weil mich mein Gott das Lachen lehrt
wohl über alle Welt

Gedicht von Hanns Dieter Hüsch
1925-2005




Bitte um erneute Hilfe
1 Ein Lied, zu singen auf dem Weg nach Jerusalem.
Als der Herr uns heimbrachte, zurück zum Berg Zion, da kamen wir uns vor wie im Traum.
2 Wie konnten wir lachen und vor Freude jubeln!
Bei den anderen Völkern sagte man damals: »Der Herr hat Großes für sie getan!«
3 Ja, der Herr hatte Großes für uns getan und wir waren glücklich.
4 Herr, wende auch jetzt unsere Not, bring Glück und Frieden zurück,
so wie du das Wasser wieder zurückbringst und die ausgetrockneten Bäche plötzlich füllst!
5 Wer mit Tränen sät, wird mit Freuden ernten.
6 Weinend gehen sie hin und streuen die Saat aus,
jubelnd kommen sie heim und tragen ihre Garben.
Psalm 126







Alle diese Glücke


Es ist nicht immer
das Wort,
das mich glücklich macht,
das morgens
das Aufstehen,
abends
das Einschlafen erleichtert.

Oft ist es
ein Anruf, der kommt,
eine Gedichtzeile, die ich entwerfe,
ein Gespräch im Nachklang,
die Stunde der Zärtlichkeit,
ein Augenaufschlag der Kindheit,
ein Stern über dem Balkon.

Aber weil ich das Wort kenne,
weiss ich,
dass alle diese Glücke,
mit denen ich manchmal
aufstehe und einschlafe,
Zeichen und Angebote
seiner Liebe sind.

Detlev Block





Sozusagen grundlos vergnügt


Ich freu mich, dass am Himmel Wolken ziehen
und dass es regnet, hagelt, friert und schneit.
Ich freu mich auch zur grünen Jahreszeit,
wenn Heckenrosen und Holunder blühen.
-Dass Amseln flöten und dass Immen summen,
dass Mücken stechen und dass Brummer brummen.
Dass rote Luftballons ins Blaue steigen.
Dass Spatzen schwatzen. Und dass Fische schweigen.

Ich freu mich, dass der Mond am Himmel steht
und dass die Sonne täglich neu aufgeht.
Dass Herbst dem Sommer folgt und Lenz dem Winter,
gefällt mir wohl. Da steckt ein Sinn dahinter,
wenn auch die Neunmalklugen ihn nicht sehn.
Man kann nicht alles mit dem Kopf verstehn!
Ich freue mich. Das ist des Lebens Sinn.
Ich freue mich vor allem, dass ich bin.

In mir ist alles aufgeräumt und heiter;
Die Diele blitzt. Das Feuer ist geschürt.
An solchem Tag erklettert man die Leiter,
die von der Erde in den Himmel führt.

Da kann der Mensch, wie es ihm vorgeschrieben,
- weil er sich selber liebt - den Nächsten lieben.
Ich freue mich, dass ich mich an das Schöne
und an das Wunder niemals ganz gewöhne.
Dass alles so erstaunlich bleibt, und neu!
Ich freu mich, dass ich ... Dass ich mich freu.

Mascha Kaléko
1907-1975





Wie schön


mein Gott, wie ist das schön!

Dass der Schnittlauch lila blüht
dass roter Wein im Glase glüht

dass Milchschaum brauen Kaffee weisst
dass hoch im Blau ein Vogel kreist

dass Flugzeuge am Himmel kratzen
dass Küsse manchmal richtig schmatzen

dass eine Hand die meine findet
dass mit Vertrauen Argwohn schwindet

dass Lindenduft mein Herz durchweht
dass mancher Kummer leise geht

dass Ohren hören, Augen seh'n:
Mein Gott, wie ist das schön!

Angelika Wolff



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IN BESTEN HÄNDEN


Du bist mir, Herr, treuer,
als ich mir selbst bin,
liebst mich umfassender,
als ich es kann;
an meiner Entfaltung
und meinem Glück
liegt dir noch mehr als mir,
und niemand anders als du
behaftet mich
so konsequent bei dem,
was ich selbst für wichtig halte.

Wenn das aber so ist
und ich dir, Herr,
eher trauen kann als mir selbst,
dann ist mein Leben
in deinen Händen
noch besser aufgehoben
als in meinen eigenen.

Hans-Joachim Eckstein







Wenn Gott für dich ist,
wie kannst du dann
gegen dich sein?

Hans-Joachim Eckstein